Gemeinde Ottersweier

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Dorfheizung Unzhurst

Presseartikel

Das Projekt „Dorfheizung Unzhurst“ nimmt Konturen an Hohe Resonanz auf Bürger-Infoabend/ Anschlussquote von 70 Prozent im Quartier erforderlich 

Das Projekt ist so ehrgeizig wie zukunftsweisend: Die Gemeinde Ottersweier plant eine „Dorfheizung Unzhurst“ - ein Nahwärmekonzept, das zunächst nur in einem Quartier greifen soll, aber erweiterbar wäre, wie Bürgermeister Jürgen Pfetzer am Mittwoch in einer Bürger-Infoveranstaltung mitteilte. Voraussetzung für den Pilotversuch sei eine Beteiligung von rund 70 Prozent der etwa 120 betroffenen Hauseigentümer, so Pfetzer. Diese Anschlussquote führe zu einem Mindestmaß an Wirtschaftlichkeit. „Sonst fliegt dieses Projekt möglicherweise nur mit Blick auf Schule, Kindergarten und Sporthalle und es muss individuell betrachtet werden, welche Straßenzüge wirtschaftlich angeschlossen werden können.“ Der Baubeginn sei für das vierte Quartal 2024 geplant. Er begründete auch, warum das Quartier nicht in Ottersweier ausgewiesen wurde: „Umfragen ergaben ein höheres Interesse in Unzhurst.“ Allerdings seien die Bürger dort auch erst nach dem Ukrainekrieg befragt worden. Die hohe Resonanz auf die Veranstaltung in der Sport- und Festhalle spiegelte die Umfragewerte wieder. Im Fokus stand die Information; optional konnten die Bürger auch schon einen Musterhausanschlussvertrag mitnehmen.

Fabienne Körner von der Energieagentur Mittelbaden verwies auf die Import-Abhängigkeit Deutschlands im Energiesektor und zeigte Kostensteigerungen seit Kriegsbeginn auf. „Kommunale Nahwärme gewährleistet eine zukunftssichere, saubere, nachhaltige Energieversorgung“, sagte sie, und rief die Bürger auf, aus Eigeninteresse wie auch im Sinne der Umwelt zu partizipieren. Eine hohe Bürgerbeteiligung vorausgesetzt, sei von der Gemeinde und ihren Partnern, neben der Agentur auch die Ingenieurgesellschaft IBS, folgendes Konzept erarbeitet worden: Eine Heizzentrale im Quartier solle kommunale wie private Gebäude mit Energie versorgen und somit Einzelheizungen überflüssig machen. „Die Haushalte benötigen nur eine Übergabestation, die die Wärme ins Haus bringt.“ Das System sei effizienter und umweltfreundlicher, Wartungskosten entfielen. Vorgesehen sei, auf zwei Energieträger zu setzen, um sich von Preisschwankungen möglichst unabhängig zu machen. Die hohe Netztemperatur ermögliche, auch ältere Gebäude anzuschließen. Und: „Angekündigte gesetzliche Anforderungen werden erfüllt.“

Daniel Löffler von der IBS vertiefte technische Aspekte. Man baue eine zentrale Wärmepumpe samt Speicher, gespeist aus Grundwasserwärme und Stromantrieb. Etwa 40 Prozent des Stroms werde über eine PV-Freifläche generiert. Der Eigenstromverbrauch kann durch die zukünftige Optimierung von Speicherungs- und Steuerungstechnik weiter ausgebaut werden. Als Ergänzung solle ein Holzpelletkessel dienen. „Man könnte auch Hackschnitzel verwenden.“ Der Speicher ermögliche einen optimalen Betrieb der Wärmerzeugung. Durch die Zweigleisigkeit sei außerdem das Risiko eines Totalausfalls der Wärmeversorgung minimal. Zur praktischen Umsetzung sagte er, dass man Wärmeleitungen entlang der Straßen verlege, dann Hausanschlussleitungen und Hauseinführungen. Im Haus installiere man neben Warmwasserspeicher und Übergabestation einen Wärmetauscher, einen Regler sowie einen Wärmemengenzähler, der die Grundlage für die Abrechnung liefere. Insgesamt brauche man deutlich weniger Platz als für konventionelle Heizungen. Das System, schloss er, verursache circa 63 Prozent weniger CO2-Emissionen denn eine Ölheizung. Auf Nachfrage versicherte er, dass das verwendete Grundwasser zurück in den Boden geleitet werde, also keine Absenkung des Grundwasserspiegels erfolge.

Kämmerer Alexander Kern und seine Kollegin Jessica Hodapp richteten den Blick auf die Organisation der Nahwärmeversorgung und mögliche Kosten für den Einzelnen. Das geplante Versorgungsgebiet verläuft Hodapp zufolge im Wesentlichen entlang der Hornisgrinde- und der Zeller Straße. Der Bereich könne aber bei Interesse um weiter Straßenzüge ergänzt werden. Sie teilte weiter mit, dass ein Zuschussantrag für das Sanierungsmanagement bereits bewilligt wurde. Das Zuschussprogramm umfasst unter Anderem eine kostenlose Beratung der Bürgerinnen und Bürger im Bereich Wärmeversorgung. „Wir haben rechtliche Rahmenbedingungen und Finanzierungsfragen geklärt und die Anschluss- und Wärmepreise auf der Kostengrundlage des Büros IBS kalkuliert.“ Auch die Verträge seien erstellt worden. Kern bezifferte die Investitionskosten seitens der Gemeinde auf insgesamt rund 4,5 Millionen Euro. Nach Abzug einer BEW-Förderung, der Kostenbeteiligung durch die Bürger und einer Kapitalzuführung aus dem Gemeindehaushalt verblieben circa 1,5 Millionen Euro, die es über ein Darlehen zu decken gelte. Die Betriebskosten pro Jahr gab er mit voraussichtlich 330.100 Euro an. „Der Eigenbetrieb Gemeindewerke wird die Nahwärme in einer eignen Betriebssparte führen.“ Für die Anschlussnehmer gebe es keine Mindestvertragslaufzeit, sie verpflichteten sich aber vertraglich zu einer Mindestabnahmemenge. „Wir streben eine zweijährige Gebührenkalkulation an.“ Die Anschlusskosten für private Abnehmer bezifferte er auf rund 9.800 Euro brutto (bis 15 Kilowatt) oder 13.000 Euro (15 bis 50 Kilowatt). Sei eine Zentralheizung weniger als 15 Jahre alt, gebe es einen Preisnachlass von 2.000 Euro auf die Hausanschlusskosten, bei weniger als 20 Jahren 1.000 Euro. Wenn die Gemeinde bis Juli 2025 nicht mit dem Bau des Netzes beginne, habe der Kunde ein Sonderkündigungsrecht. Die Heizkosten pro Jahr lägen voraussichtlich nur etwas niedriger als bei Heizöl. „Man darf aber nicht vergessen, dass Wartungskosten oder auch Ersatzinvestitionen entfallen.“

Simon Friedmann von der Energieagentur skizzierte abschließend Beratungsmöglichkeiten zum Thema Sanierung, über die „Dorfheizung“ hinaus. Die Agentur organisiere ein „Sanierungsmobil“, und zwar am 14. und 15. Juli bei der Festhalle sowie vom 5. bis 7. Juli am Parkplatz Maria Linden. Er empfahl aber bei Interesse an der Dorfheizung die kostenlose und individuelle Vor-Ort-Beratung. Die Terminvereinbarung laufe über die Energieagentur, Tel. 07222-159080, Email info@energieagentur-mittelbaden.de.

 

Sanierung(s)Mobil am 14. und 15. Juli in Unzhurst

Sanierung(s)Mobil am 14. und 15. Juli in Unzhurst

Sanierung und Photovoltaik im Fokus – Beratungsleistun-gen durch Energieberater der Region und die Experten von Zukunft Altbau

Die Gemeinde Ottersweier will den Klimaschutz weiter voranbringen und nimmt hierfür auch das Thema energetische Sanierung und Photovoltaik ins Visier. Dazu hat die Gemeinde das Sanie-rung(s)Mobil nach Unzhurst eingeladen. Dieses macht am 14. und 15. Juli auf dem Parkplatz der Sport- und Festhalle Unzhurst Station und bietet allen Interessierten „Sanierung zum Anfassen“. Zu-dem können sich Immobilienbesitzer Tipps und Tricks rund um die Themen Sanierung, Ener-gieeinspa-rung und Photovoltaik einholen.
Das Mobil ist an beiden Tagen von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Auf rund 65 Quadratmetern werden anschaulich die wichtigsten Aspekte der energetischen Sanierung dargestellt. Interaktive Elemente und Filmbeiträge laden zur spielerischen Erkundung der Themen ein. Die Aktion findet in Kooperation mit der Energieagentur Mittelbaden, im Rahmen des Quartierskonzeptes Unzhurst statt. „Eingeladen sind aber explizit alle Bürgerinnen und Bürger aus Ottersweier sowie Interessierte von Nah und Fern“, erläu-tert Bürgermeister Pfetzer. Als Ansprechpartner für Fragstellungen rund um das Thema Photovol-taik wird jeweils von 10:00 bis 14:00 Uhr Herr Kevin Schad, PV-Experte der Energieagentur, bereitste-hen. Von 14:00 Uhr bis zum Ende der Veranstaltung wird jeweils Herr Thomas Frietsch, Energiebera-ter aus dem Netzwerk der Energieagentur, rund um das Thema Sanierung im Eigenheim beraten. Da-bei zeigt er Möglichkeiten auf, wie im Haus Energie eingespart und die Energieeffizienz verbessert werden kann – von der Heizungserneuerung über den Fenstertausch bis hin zur Dach- und Fassaden-dämmung.
Das Sanierung(s)Mobil wird von „Zukunft Altbau“ zur Verfügung gestellt, ein neutrales Informations-programm, das vom Umweltministerium Baden-Württemberg gefördert wird. Erklärtes Ziel: Mehr Kli-maschutz durch energetische Sanierung. Dafür setzt sich auch die Energieagentur Mittelbaden ein. Lei-terin Fabienne Körner betont: „Gebäude verursachen in Baden-Württemberg ein Drittel des Ener-gieverbrauchs. Wenn wir die CO2-Emissionen reduzieren wollen, ist die Sanierung von Altbauten ein wesentlicher Baustein.“ Dank vieler Förderprogramme sei die Sanierung für Hausbesitzer aktuell auch finanziell sehr interessant. Eine Photovoltaikanlage rechne sich sogar ganz ohne staatliche Unterstüt-zung.

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