Idee entstand bei einem Bürgerworkshop der Gemeinde Ottersweier / Das Interesse ist hoch
Auf ihrem Weg gen Energiewende hat die Gemeinde Ottersweier in diesem Jahr PV-Botschafter beauftragt, an Photovoltaik-Anlagen interessierte Bürger und Firmen zu beraten. Die Ehrenamtlichen Joachim Leibbrand, Dietmar Riehle, Michael Reuschel und Martin Höß brennen für „ihr“ Thema: Sie alle nutzen selbst seit vielen Jahren PV, haben sich intensiv mit technischen Veränderungen und auch mit möglichen Fördermitteln befasst. Im Pressegespräch mit Alexander Kern und Jessica Hodapp vom Liegenschaftsamt berichten sie von ersten Erfahrungen seit ihrem Start im Juni. Ebenfalls zugegen: Kevin Schad von der Energieagentur Mittelbaden und dem PV-Netzwerk Mittlerer Oberrhein, der der Gemeinde und somit auch den Botschaftern fachlich zur Seite steht.
Hodapp beschreibt, wie die Idee entstand: „Sie ging aus dem Bürgerworkshop im Rahmen der Fokusberatung mit der Energieagentur 2021 hervor. Angelehnt war der Vorschlag an ein ähnliches Vorgehen beim Werben für Breitband.“ Kämmerer Kern verweist auf die bereits installierten PV-Anlagen vor Ort. „Wir machen in dem Bereich viel.“ Allerdings spricht er dabei vorwiegend von kommunalen Gebäuden und einigen Unternehmen. „Es geht nun darum, noch mehr Firmen, vor allem aber Privatpersonen für Photovoltaik zu begeistern.“ Eine Anlage amortisiere sich, sei also längerfristig nicht nur klimafreundlicher, sondern deutlich günstiger als Strom von externen Anbietern. „Die Kostenersparnis verstärkt sich durch die steigenden Energiepreise zusätzlich.“ Dieser Aspekt sei tatsächlich oft entscheidend für die Bürger, sagen die Botschafter übereinstimmend. „Und die Autarkie“, weiß Schad. In der aktuellen Krise, begleitet von der Angst vor einem Blackout, rücke energetische Unabhängigkeit in den Fokus. Als erfreulich wertet er, dass es ab 2023 einfacher wird, die Anschaffung „abzuwickeln“. Dass man dadurch zugleich klimafreundlich handle, ergänzt Riehle, „gibt ein gutes Gefühl“. Nicht zu unterschätzen sei die Freude, wenn man sehe, wie die Energie fließe.
Bei den Beratungen ist das Interesse der Bürger unterschiedlich gelagert, wie Leibbrand berichtet. Manche suchten den Erstkontakt, um sich über Grundlagen zu informieren. Andere, so Riehle, seien fest entschlossen und hätten bereits Angebote eingeholt, wünschten aber einen „neutralen“ Blick von außen. Höß: „Wir prüfen natürlich erst, ob ein Gebäude sich überhaupt eignet und ob der Stromverbrauch über eine Anlage abgedeckt werden kann.“ Auch ein Speicher müsse zu den Gegebenheiten passen. Aufgrund der Nachfrage nach PV-Anlagen gebe es derzeit nicht so viele Angebote, räumt Riehle ein. Zudem machten schwankende Energiepreise Prognosen zur Amortisierung schwieriger, wobei sich die Phase wohl eher verkürzen dürfte. „Es ist klar, dass die Anschaffung einer Anlage für das Dach teuer ist. Wenn eine junge Familie zum Beispiel gerade noch ihr Haus abbezahlt, kann sie nicht unbedingt einen weiteren Kredit in Höhe von 20.000 oder 30.000 Euro aufnehmen.“ In manchen Fällen rate er zu einem kleinen PV-System etwa auf dem Balkon.
Kevin Schad jedenfalls zeigt sich begeistert vom Pilotprojekt. Ein vergleichbares Konzept, sagt er, gebe es in der Region ansonsten nur in Karlsruhe. Er erkennt darin einen wichtigen Baustein, um die Energiewende in der Fläche voranzubringen. Zugleich sei Photovoltaik im Sinne der Bürger. Er zitiert den Slogan „Das Leben mit der Sonne“ und sagt: „Die Lebensqualität ist mit einer PV-Anlage auf dem Dach eine völlig andere. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.“