Die Gemeinde Ottersweier hat mit ihrer Informationsveranstaltung „Dein Notfall-Check für Ottersweier“ den Zahn der Zeit getroffen. Weit über 200 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung ins Gemeindezentrum gefolgt, um sich über Themen rund um Katastrophenschutz und persönliche Vorsorge zu informieren. Bürgermeister Jürgen Pfetzer zeigte sich zufrieden mit dem großen Interesse. In Zeiten wachsender Unsicherheit durch Klimawandel, Starkregen- und Hochwasserereignisse sowie internationaler Konflikte sei der Bevölkerungsschutz ein Thema, das viele Menschen beschäftige. „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, betonte Pfetzer in seiner Eröffnung.
Mehrere Fachreferenten beleuchteten im Laufe des Abends die Aspekte des kommunalen und persönlichen Notfallmanagements. Ortsbaumeister Christian Chromy gab zunächst einen Einblick in die Arbeit des neu gebildeten Krisenstabs, der künftig Feuerwehr, Gemeindeverwaltung und DRK an einen Tisch bringt. Er informierte außerdem über die vorgesehenen Notfalltreffpunkte in Ottersweier (Gemeindezentrum St. Johannes) und Unzhurst (Sport- und Festhalle), die in einer Großschadenslage als zentrale Anlaufstellen für die Bevölkerung dienen sollen. Diese werden mit Notstrom versorgt und können bei Bedarf auch als Wärmehallen genutzt werden. Zudem seien sowohl die Hebewerke als auch das Feuerwehrhaus mit moderner Notstromtechnik ausgestattet worden. Auch im Bereich Hochwasserschutz sei die Gemeinde sehr aktiv, erklärte Chromy. Insbesondere für das Hochwasserrückhaltebecken sind in den nächsten Jahren Investitionen im Millionenbereich vorgesehen. Doch nicht nur die Gemeinde, sondern auch Privatpersonen sieht er in der Pflicht. Besonders Hausbesitzer seien in der Lage, durch bauliche Maßnahmen Vorsorge zu treffen. Dazu gehörten unter anderem das Abdichten von Lichtschächten oder der Einbau und die regelmäßige Wartung von Rückstauklappen in Abwasserleitungen. Denn: “Durch vorbeugende Maßnahmen im Ernstfall keine Hilfe zu benötigen, ist die beste Unterstützung für Einsatzkräfte”, sagte Chromy.
Feuerwehrkommandant Patrick Keller schilderte die Herausforderungen, vor denen die Feuerwehr bei Großschadenslagen steht. Auch wenn die Freiwillige Feuerwehr Ottersweier leistungsstark aufgestellt sei, müssten Einsatzkräfte im Ernstfall priorisieren. Als Beispiel erinnerte er an den Starkregen 2014, bei dem an einem einzigen Abend rund 120 Einsatzstellen abgearbeitet werden mussten. Keller warb um Verständnis dafür, dass nicht alle Hilfeersuchen gleichzeitig bedient werden könnten, und appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, sich selbst auf Starkregen und Hochwasser vorzubereiten. Eine gute Eigenvorsorge entlaste die Feuerwehr und ermögliche dieser den Fokus auf besonders kritische Einsatzlagen.
Michael Panter, Bereitschaftsleiter des DRK Ottersweier, erläuterte die Strukturen und Kapazitäten seiner Organisation. Das DRK halte Material zur Versorgung von Betroffenen bereit, darunter Decken, Hygieneartikel, Feldbetten und Sanitätsausrüstung. Gemeinsam mit Feuerwehr und Gemeinde könne das Rote Kreuz im Notfall Unterkünfte einrichten und Menschen betreuen. Für das kommende Jahr sei zusätzlich eine mobile Heizanlage zur Nutzung in Zelten und Hallen geplant. Auch die Verpflegung werde vorgehalten, diene jedoch ausschließlich der kurzfristigen Versorgung in Notunterkünften oder der Verpflegung von Einsatzkräften. Ein flächendeckender Ersatz privater Vorräte sei nicht möglich, erklärte Panter und rief deshalb dazu auf, selbst entsprechende Lebensmittel- und Materialvorräte anzulegen. Zudem empfahl er, Erste-Hilfe-Kenntnisse regelmäßig aufzufrischen – nicht nur für den Katastrophenfall, sondern auch für den Alltag.
Zum Abschluss erläuterte Marc Schweinfurth vom Bevölkerungsschutz des Landratsamts Rastatt die politischen und organisatorischen Zuständigkeiten von Bund, Ländern, Landkreis und Kommunen im Katastrophen- und Verteidigungsfall. Er stellte Empfehlungen des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe vor, unter anderem zu den Themen Brandschutz, Vorratshaltung und Notgepäck. Ähnlich wie seine Vorredner appellierte auch er an die Eigenverantwortung der Bevölkerung: „Der wichtigste Akteur im Bevölkerungsschutz sind Sie!“.
Im Anschluss an die Vorträge hatten die Besucher die Möglichkeit, sich im Gespräch mit den Referenten weiter zu informieren.
Praktische Informationen
Für Bürgerinnen und Bürger, die die Veranstaltung nicht besuchen konnten, wurden die Präsentationen auf der Website der Gemeinde veröffentlicht. www.ottersweier.de. Weiterführende Informationen zur persönlichen Notfallvorsorge sind außerdem auf www.bbk.bund.de verfügbar.
Volles Haus im Gemeindezentrum Ottersweier: Das Thema Bevölkerungsschutz stößt auf großes Interesse.